Attico Berlin

Seit November 2013 veranstaltet das „Attico“ Lesungsabende und Autorenbegegnungen vor wechselndem Hintergrund. Der unabhängige, in unregelmäßigen Abständen zusammenkommende Salon verfolgt ein ebenso zeitloses wie für gegenwärtige Entwicklungen durchlässiges Ansinnen: Lesungen und Präsentationen deutschsprachiger sowie internationaler Dichterinnen und Dichter, die in Werkstattgespräche münden, thematische Schwerpunkte ins Auge fassen oder ein überliefertes Werk im Widerspiel der Stimmen und Meinungen zur Erscheinung bringen.

Eine solche Begegnung folgt keinem festgelegten Parcours. Lieber bringt sie etwas in Gange, indem sie es in den Raum stellt, einen Raum dafür bereithält. Der Raum aber, gesellschaftlicher Ort punktueller Ereignisse, wird durch das in ihm Gehörte, Gelesene und Geschehene Mal für Mal mitgeformt. Denn wenn das Schreiben, mit Elke Erb, bereits ein „Veröffentlichen“ ist und das „Reden“, nach Friedrich Schlegel, ein „sichtbar gewordenes Denken“, so ist das öffentliche Lesen vielleicht eine Art eingeräumtes Sprechen, für die Dauer eines Abends und bereit, augenblicklich den Umzug anzutreten.

Dennoch führen wir natürlich etwas im Schilde. Wir wollen poetische Positionen ad personam begleiten und einen Beitrag zur poetologischen Debatte leisten. Der flüchtigen Einschreibung vertrauen wir dabei mehr als der laufenden Aufzeichnung und der Schönheit der Vermittlung mehr als der Macht der institutionellen Behauptung. 

Dahinter steht, diskret, aber doch unentwegt, der Wunsch, dass das Nachdenken über Gedichte mit ihrem Verfassen zumindest eine wesentliche Eigenschaft gemeinsam haben möge: die Bereitschaft, „den Geist zur Herzenssache zu machen“ (Max Kommerell).

Was sich davon teilen lässt, ist nicht immer das, was auch mitgeteilt werden muss. Vieles geschieht insgeheim und wenn nichts geschieht, braut sich vielleicht etwas zusammen! Leise lesen ist ausdrücklich erlaubt.

Theresia Prammer