Querstehend zum narrativen Impuls vieler Dichterinnen und Dichter seiner Generation, gelang es Daniel Falb schon in seinem ersten Band, die räumung dieser parks (2003), die Sprache zum Instrument einer nicht nur individuellen, sondern auch sozialen Irritation zu machen. Weniger die arglistigen Setzungen der Fachsprachen haben es dem Berliner Lyriker jedoch angetan, als mediale Reflexe und Diskursordnungen in ihrer gesellschaftsbildenden Gesamtheit. Den urbanen Raum verlässt Falb dabei schon einmal für eine Neubestimmung der poetischen Rede aus der Vogel- oder Flugzeugperspektive, etwa wenn er versucht, menschliche Belange und sprachliche Handlungen unter „terrapoetischen“ Prämissen in den Blick zu bekommen. Hatte er in seinem zweiten Band, Bancor, die Sprache der Dichtung noch als „Medikament“ oder „Gift” aufgesucht, das in den sozialen Körper einfließt, erweitert Falb in seinem neuen Band CEK die poetische Chemie um eine poetische Geologie und ergründet mit Erfindungsreichtum und Forschergeist die globalen Wege einer Dichtung, die „kein Spezialdiskurs ist, sondern der Ort der Rücknahme aller Ausdifferenzierung in der Sprache, das Stehen vor dem Ganzen der Erde.“
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ich gehe, mit tief in die krause stirn gezogenem ölzeug, an der fulda entlang.
der einfallswinkel des regens erniedrigt sich immer weiter, bald
verfehlt er die erde ganz.
ich schüttele den kopf und stemme meine fäuste in die hüften. je mehr
ich über die geschichte nachdenke,
je mehr regt sich das gefühl in meinem busen,
odradek sei die erde,
ein mantel rasenden wassers über’m ganz und gar trockenen samen
der erdnuss, ein wasserknäuel.
auf dem boden kauernd mit feuchten baumwollstücken
drehen sich meine töpfernden hände mit der töpferscheibe mit,
stuxnet
(Aus: CEK, 2015)
© privat
Daniel Falb, geboren 1977 in Kassel, lebt seit 1998 in Berlin, wo er Physik, Politische Wissenschaften und Philosophie studierte. Er veröffentlichte in Zeitschriften und Anthologien, darunter »Zwischen den Zeilen«, »EDIT« und »Lyrik von JETZT«. Sein Debüt, die räumung dieser parks, erschien 2003 im kookbooks Verlag. 2009 folgte die Gedichtsammlung BANCOR (kookbooks, 2009). Falb ist Verfasser zahlreicher Aufsätze und Ko-Autor des Bandes Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs (Merve, Berlin 2011). Seine Gedichte wurden beim Literaturpreis Prenzlauer Berg 2001 sowie mit dem Lyrik-Debüt-Preis 2005 des Literarischen Colloquiums Berlin und Kunst:Raum Sylt-Quelle ausgezeichnet. Gleich zwei neue Publikationen von Daniel Falb sind zur Zeit in Vorbereitung: Bei kookbooks erscheint in Kürze der Band CEK; für die „Edition Poeticon“ hat sich Falb mit dem Stichwort ANTHROPOZÄN. Dichtung in der Gegenwartsgeologie auseinandergesetzt (hrsg. von Asmus Tratsch im Verlagshaus Berlin).
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„in diese planetarische Welt / reinsehen“, Daniel Falb